Komplementärfarben: Was das ist und wie Du sie richtig einsetzt

Komplementärfarben - Was das ist und wie Du sie richtig einsetzt
Jennifer Weyers- exovia Gründerin
Founder & CEO exovia Webdesign Agentur Spezialistin für Designkonzepte und responsives Webdesign
Webdesign
03.02.2025 20:33

Komplementärfarben sind weit mehr als nur ein Begriff aus der Farblehre. Sie sind ideal, um Highlights zu setzen, ausdrucksstarke Designs zu erstellen oder mit beeindruckender Kunst in Erinnerung zu bleiben.

Doch was genau sind Komplementärfarben? Und wie setzt man sie in der Praxis ein, um Designs, Marken und Projekte auf das nächste Level zu bringen?

Von der künstlerischen Theorie bis zu praktischen Anwendungstipps – wir schauen uns an, welche Wirkung Komplementärfarben haben, wie sie sich je nach Farbkreis unterscheiden und wie Du sie optimal einsetzt, um Deine Gestaltungsideen zu realisieren.

Denn egal, ob Du Designer, Künstler oder Architekt bist – das Wissen um Komplementärfarben hilft Dir, Deine Farbentscheidungen gezielt und wirkungsvoll zu treffen.

Schließlich geht es darum, welche Farben sich gut ergänzen und sich gegenseitig zum Leuchten bringen. Und als Webdesignerin kann ich ein Lied davon singen, mit welchen Farbkombinationen wir manchmal konfrontiert werden. Dem will ich gerne entgegenwirken, denn Dein Webdesign sollte optisch stark wirken, damit es erfolgreich ist.

Also legen wir los!

Was sind Komplementärfarben?

Komplementärfarben sind zwei Farben, die sich im Farbkreis direkt gegenüberliegen. Ihre maximale Distanz im Farbkreis repräsentiert den stärksten Kontrast, den zwei Farben zueinander haben können – den sogenannten Komplementärkontrast.

Dieser Gegensatz erzeugt eine besondere Spannung, doch genau diese Gegensätzlichkeit sorgt dafür, dass sie sich perfekt ergänzen – oder „komplementieren“. Deshalb wird die jeweilige Komplementärfarbe auch als Ergänzungsfarbe bezeichnet.

Ein faszinierender Effekt von Komplementärfarben ist, dass sie sich gegenseitig zum Leuchten bringen und die jeweils andere Farbe intensiver wirken lassen. Sie holen gewissermaßen das Beste aus dem jeweiligen anderen heraus. Das macht sie in Kunst und Design so beliebt, da sie starke und ausdrucksstarke Farbkompositionen ermöglichen.

Doch das ist noch nicht alles: Mischt man beide Komplementärfarben, entsteht ein neutraler Grauton – oder, je nach Farbmodell, sogar Weiß. Mehr Details dazu folgen gleich.

Wenn Du also mit Farbe gestalten möchtest, lohnt es sich, die Komplementärfarben und ihre Wirkungsmöglichkeiten genauer unter die Lupe zu nehmen. Und genau das machen wir jetzt.

Primärfarben und Ihre Komplementärfarben

Um die grundlegende Theorie hinter den Komplementärfarben zu verstehen, ist das Wissen um die Primärfaben essenziell, denn sie sind die Ausgangsbasis für alles.

Primärfarben sind Farben, die nicht durch das Mischen von anderen Farben entstehen können. Anderseits können aber durch das unterschiedliche Mischen der Primärfarben alle anderen Farben entstehen.

Doch je nach Kontext – Kunst, Druck oder digitale Medien – gibt es unterschiedliche Definitionen von Primärfarben. Und genau das beeinflusst, wie Komplementärfarben definiert werden.

Primärfarben nach Itten

Vielleicht erinnerst Du Dich noch an den Kunstunterricht und das Mischen von Farben. Die Farbenlehre wird im Schulunterricht häufig mit dem 12er Farbkreis nach Itten erklärt, da sie sehr anschaulich und intuitiv nachvollziehbar ist.

Primärfarben nach Itten - Maler mit Malkasten

Auch wenn Ittens Farbkreis später von Küpper kritisiert wurde, haben Johannes Ittens Konzepte zur Farbharmonie, Farbkontrasten und Farbpsychologie die Kunst- und Designausbildung stark geprägt. Sie sind vergleichsweise ästhetisch und emotional orientiert, was sie für Künstler und Designer meist ansprechender macht.

Die Primärfarben nach dem Farbkreis von Itten werden daher auch künstlerische Primärfarben genannt. Entsprechend seines bekannten Farbkreises sind dies Rot, Gelb und Blau – bzw. genauer gesagt Kaminrot, Gelb und Preußischblau.

Komplementärfarben nach Itten

Die ersten Komplementärfarben, die sich ergeben, sind die Komplementärfarben der Primärfarben. Sie entstehen, wenn man die beiden jeweils anderen Primärfarben zu gleichen Anteilen mischt.

Nehmen wir also mal an Du suchst die Komplementärfarbe für Rot. Um sie zu erhalten, mischt Du nach Itten einfach Blau und Gelb im Verhältnis 1:1. Zusammen ergeben Sie die Sekundärfarbe Grün, die die Komplementärfarbe von Rot ist.

Und so sehen die Primärfarben und Ihre Komplementäre nach Itten aus:

Komplementärfarben und Farbkreis nach Itten

Im Farbkreis kann man gut sehen, dass sich die Komplementärfarben gegenüberliegen. Nach dem Farbkreis von Itten gilt daher:

  • Lila ist die Komplementärfarbe von Gelb, so wie Gelb die Komplementärfarbe von Lila ist.
  • Orange ist die Komplementärfarbe von Blau, so wie Blau die Komplementärfarbe von Orange ist.
  • Grün ist die Komplementärfarbe von Rot, so wie Rot die Komplementärfarbe von Grün ist.

Die Komplementärfarben nach Ittens entstehen durch die sogenannte subtraktive Farbmischung und eignen sich besonders gut für künstlerische und emotionale Anwendungen. Für technische und wissenschaftliche Kontexte sind andere Modelle wie das CMY- oder RGB-Modell präziser, die wir uns jetzt anschauen.

Subtraktive und additive Farbmischung

Zu den wichtigsten Farbmischmodellen zählen die subtraktive und die additive Farbmischung. Da hierbei Wellenlängen bei der Farbmischung entweder additiert oder subtraktiviert werden, unterscheiden sie sich stark in ihren Anwendungsfällen.

Subtraktive Farbmischung (CMY)

Die subtraktive Farbmischung findet überall dort Anwendung, wo Farben durch die Reflexion von Licht wahrgenommen werden – also z. B. bei Körperfarben wie im Druck, in der Malerei oder bei Textilien.

Licht wird von den verwendeten Farben teilweise absorbiert und teilweise reflektiert. Durch das Mischen der nach DIN 5033 offiziell definierten Primärfarben Cyan, Magenta und Gelb (CMY) entstehen alle weiteren Farben. Jede Farbe – ob Primär- oder Mischfarbe – absorbiert dabei bestimmte Wellenlängen des Lichts und reflektiert die verbleibenden, die unsere Augen als sichtbare Farbe wahrnehmen.

So entsteht beispielsweise Grün, wenn Du Cyan und Gelb mischst. Warum? Weil Blau und Rot absorbiert werden, während nur das grüne Licht reflektiert wird. Dabei ergeben sich für die Komplementärfarben diese Paarungen:

  • Cyan ist die Komplementärfarbe von Rot, so wie Rot die Komplementärfarbe von Cyan ist.
  • Magenta ist die Komplementärfarbe von Grün, so wie Grün die Komplementärfarbe von Magenta ist.
  • Blau ist die Komplementärfarbe von Gelb, so wie Gelb die Komplementärfarbe von Blau ist.

Komplementärfarben - Blau Gelb

Werden alle drei Primärfarben zu gleichen Teilen gemischt, entsteht ein dunkler, nahezu schwarzer Farbton. Durch die Zugabe von Schwarz (Key, „K“) kann ein noch tieferer Farbton erreicht werden, weshalb das Modell in der Druckindustrie als CMYK bekannt ist.

Die subtraktive Farbmischung wird oft als „natürliche Farbmischung“ bezeichnet, da sie überall in der Natur vorkommt – etwa bei der Farbe von Pflanzen, die bestimmtes Licht absorbieren und andere Wellenlängen reflektieren. Dieses Prinzip macht sie zur Grundlage für viele physische Anwendungen wie Druck und Malerei.

Additive Farbmischung (RGB)

Prinzipiell funktioniert die additive Farbmischung diametral entgegengesetzt zur subtraktiven Farbmischung. Sie ist das Prinzip, auf dem digitale Displays wie Bildschirme, Beamer und LEDs basieren.

Anders als bei der subtraktiven Farbmischung handelt es sich hierbei nicht um Körperfarben, sondern um Lichtfarben. Die Primärfarben des RGB-Modells – Rot, Grün und Blau – werden auch Primärvalenzen genannt und bilden die Grundlage für sämtliche darstellbaren Farben in Webdesign, Filmdesign und im Lichtdesign.

Jeder Farbton, den Du auf einem Display siehst, entsteht durch die Überlagerung von Licht in diesen drei Primärfarben. Im RGB-Modell werden die Farben durch die Intensität der Lichtquellen in den Farbkanälen gemischt. So entsteht z.B. Gelb, wenn Rot und Grün in voller Leuchtkraft kombiniert werden.

Werden alle drei Primärfarben zu gleichen Teilen und voller Intensität gemischt, addieren sie sich zu Weiß. Man spricht daher auch vom additiven Farbmodell, da Lichtwellen „addiert“ werden, um neue Farben zu erzeugen.

Die Grundlagen für dieses Verständnis der additiven Farbmischung gehen auf Wissenschaftler wie Hermann von Helmholtz zurück. Seine Arbeiten zur Farbwahrnehmung und zum Verhalten des menschlichen Auges auf Licht unterschiedlicher Wellenlängen haben wesentlich dazu beigetragen, das RGB-Modell zu etablieren und die Bedeutung der Primärfarben Rot, Grün und Blau zu erkennen.

Komplementärfarben im RGB-Modell

Wie alle Komplementärfarben stehen sich auch die Komplementärfarben des RGB-Farbmodells im Farbkreis genau gegenüber und weisen den stärksten Kontrast zueinander auf.

Mischt man jedoch die Komplementärfarben des RGB-Modells, ergänzen sie sich zu Weiß. Sie werden daher auch passenderweise Ergänzungsfarben genannt.

Die Komplementärfarben der Primärfarben werden durch die Mischung der beiden anderen Primärfarben zu gleichen Anteilen und voller Leuchtkraft erzeugt und entsprechen den Komplementärfarben des CMY-Farbmodels:

Lichtfarben Addition komplemtärer Farben zu weiß

  • So ist Rot dir Komplementärfarbe von Cyan und Cyan die Komplementärfarbe von Rot. Beide zusammen ergeben durch die additive Farbmischung Weiß.
  • Grün ist die Ergänzungsfarbe von Magenta und Magenta die Komplementärfarbe von Grün. Auch diese beide ergeben zusammen Weiß.
  • Blau ist die Komplementärfarbe von Gelb und Gelb die Ergänzungsfarbe von Blau. Beide Zusammen ergänzen sich zu Weiß.

Diese Paare, oft auch Kompensativfarbpaare genannt, schaffen durch ihre perfekte Balance eine harmonische Grundlage für die Gestaltung.

Komplementärfarben des RGB-Modells in der Praxis

Das RGB-Modell eignet sich hervorragend für digitale Medien, da es auf den physiologischen Grundlagen der menschlichen Farbwahrnehmung basiert. Die drei Zapfentypen in der Netzhaut des Auges reagieren auf Licht im roten, grünen und blauen Spektralbereich. Diese Farbwahrnehmung macht das Modell ideal für Geräte, die Licht direkt abstrahlen, wie Monitore, Fernseher oder Beamer.

Mit 256 Helligkeitsstufen pro Farbkanal bietet der RGB-Farbraum über 16 Millionen Farbnuancen. Diese Präzision ermöglicht eine exakte Farbwiedergabe, die besonders im Webdesign und UI-Design genutzt wird, um Kontraste und Farbgenauigkeit gezielt zu steuern. Komplementärfarben spielen dabei eine wichtige Rolle, z.B.:

  • Im Webdesign zur Hervorhebung von Call-to-Actions.
  • In Animation und Film zur Schaffung visueller Spannung und harmonischer Szenen
  • Im UI-Design zur Verbesserung der Lesbarkeit und Betonung von Kontrasten.

Zusätzliche Komplementärpaare

Wie Du siehst, ergeben sich je nach Farbmodell und Farbkreis unterschiedliche Primär- und Komplementärfarben. Und innerhalb jedes Farbmodells lassen sich durch die Einbeziehung von Mischfarben, wie tertiären Farben, unzählige weitere Komplementärpaare entdecken.

Nehmen wir als Beispiel den Farbkreis von Itten. Für die Tertiärfarben ergeben sich folgende Komplementärpaare:

Tertiärfarben und Komplementäre nach Itten

  • Dunkelgelb ↔ Blauviolett: Spannender Kontrast mit intensiver Wirkung.
  • Orangerot ↔ Blaugrün: Harmonisch und doch ausdrucksstark.
  • Magenta/Pink ↔ Hellgrün: Frisch, lebendig und einer der Farbpaletten Trends 2025.

Natürlich gibt es noch viele weitere Farbkreise und Modelle, die jeweils ihre eigenen Primär- und Komplementärfarben definieren. Ich könnte die Liste hier nahezu unendlich fortsetzen, aber ich denke, Du hast einen guten Eindruck davon bekommen, wie vielfältig die Welt der Komplementärfarben ist.

Tipp – Genau die passende Komplementärfarbe finden

Wenn Du nach einer ganz bestimmten Komplementärfarbe suchst, bist Du zum Glück in Zeiten der Computergraphik, moderner Bildbearbeitungsprogramme und KI nicht mehr auf Deinen Tuschkasten beschränkt. Es gibt zahlreiche Tools, die Dir in Sekundenschnelle zu jeder erdenklichen Farbe und Farbnuance zielsicher die passende Komplementärfarbe berechnen.

Eine Übersicht über diese Tools findest Du in unserem Artikel zu Farbschemen. Diese Programme teilen den Farbkreis quasi unendlich oft auf.

Wichtig ist jedoch, dass Du das Grundprinzip verstehst. Bei der Komplementärfarbe handelt es sich immer um die gegenüberliegende oder, anders gesagt, entgegengesetzte Farbe Deines Ausgangsfarbtons. Beide zusammen ergänzen sich zu 100 %.

Am besten kannst Du Dir das am Beispiel der Leuchtfarben merken: Wenn beide Komplementärfarben kombiniert werden, ergeben sie zusammen Weiß.

Wie Komplementärfarben wirken

Komplementärfarben faszinieren nicht nur durch ihren starken Kontrast, sondern auch durch ihre psychologische Wirkung. Sie steigern durch den Komplementärkontrast gegenseitig ihre Leuchtkraft und Farbintensität und erzeugen eine visuelle Spannung, die sowohl energetisch als auch harmonisch wirkt.

Kein Wunder, dass sich neben Designern und Künstlern auch Wissenschaftler aus den Bereichen Psychologie, Biologie und Physik für diesen Effekt interessieren. Durch die Forschung ist zum Beispiel das Phänomen des Sukzessivkontrasts bekannt geworden, mit dem sich die Wirkung der Komplementärfarben sehr anschaulich nachvollziehen lässt.

Hier eine kleine Übung:

Sukzessivkontrast Testbild

Schau für einige Minuten intensiv auf ein blaues Blatt Papier und anschließend sofort auf eine weiße Wand. Was siehst Du?

Für einen Moment wirst Du wahrscheinlich ein oranges Nachbild erkennen – die Komplementärfarbe von Blau. Das orange Nachbild entsteht, weil die blauen Zapfen in der Netzhaut nach der intensiven Betrachtung des blauen Blatts erschöpft sind. Stattdessen reagieren vor allem die roten und grünen Zapfen, wodurch ein gelber Farbton entsteht.

Dieses Phänomen zeigt, wie sehr sich unsere Augen nach einem komplementären Ausgleich sehnen. Solche Farbkombinationen empfinden wir daher oft als angenehm und ausbalanciert. Beispielsweise wenn sie natürliche Vorkommen wie im  Sonnenuntergang, wo Orange und Blau eine harmonische Einheit bilden​.

Aufmerksamkeit mit Komplementärfarben erzeugen

Komplementärfarben eignen sich besonders gut, um im Marketing, Design und Kunst Aufmerksamkeit zu erzeugen. Hierfür macht man sich den Simultankontrast zunutze, nach dem neben einer Farbe simultan immer deren Komplementärfarbe zu sehen ist.

Wie z.B. hier in übertriebener Darstellung zu sehen ist:

Komplementärfarben Simultankontrast

Je nachdem welche Farben nebeneinander dargestellt werden, führt dies dazu, dass die jeweils andere Farbe z.B. heller, dunkler, gesättigter oder matter aussieht. Auch können wir durch den automatisch entstehenden Komplementärkontrast die Farben besser voneinander unterscheiden.

Werden hierbei also zwei Komplementärfarben nebeneinander dargestellt, verstärken sie aufgrund des Simultankontrasts automatisch gegenseitig hinsichtlich Leuchtkraft und Farbintensität.

Komplementärfarben - Blau Orange

So lässt Blau Orange „oranger“ wirken und Orange Blau „blauer“.

Es entsteht ein belebender, anregender Effekt der sich besonders gut dafür eignet Aufmerksamkeit zu erzeugen, in Erinnerung zu bleiben und bestimmte Designelemente wie CTAs hervorzuheben.

Mehr über dieses spannende Thema und die Forschung des Chemikers Michel Eugène Chevreul zum Simultankontrast erfährst Du hier.

Komplementärfarben richtig einsetzen

Vielleicht geht es Dir wie mir, als ich angefangen habe, mich mit Komplementärfarben auseinanderzusetzen. Als Technologie-Enthusiastin habe ich natürlich die vielen großartigen Tools genutzt, um mit Farben zu experimentieren. Doch anfangs konnte ich komplementären Farbkombinationen oft nichts abgewinnen.

Der Grund dafür lag in der Darstellung in den typischen Farbtools: Dort werden Komplementärfarben häufig gleichgewichtet angezeigt.

Komplementärfarben - Beispiel Gewichtung von Komplementärfarben

Ein Fehler, der leider auch zu oft in Designs vorkommt und dazu führt, dass die Farben um Aufmerksamkeit konkurrieren. Da die komplementären Farben ähnliche Farbstärken aufweisen und diametral entgegengesetzt sind, weiß das Auge einfach nicht, wohin es zuerst blicken soll. Statt Dynamik entsteht so eine optische Unruhe, die schnell unangenehm und anstrengend wirkt.

Doch keine Sorge, ich verrate Dir im Folgenden in der Praxis bewährte Tipps, wie Du Komplementärfarben so einsetzen kannst, dass Du damit beeindruckende Ergebnisse erzielst.

Entscheide Dich für eine dominante Komplementärfarbe

Wenn Du Deine Designs oder Dein Webdesign mit Komplementärfarben kunstvoll aufwerten möchtest, gilt eine essenzielle Grundregel:

Eine der beiden komplementären Farben muss eindeutig dominanter sein als die andere.

Im einfachsten Fall reicht es aus, die Proportionen zu steuern. Ganz einfach gesagt: Eine der beiden Farben sollte deutlich mehr Raum einnehmen als die andere.

Zum Glück genügt oft schon ein kleiner Bereich, der mit der Komplementärfarbe gefüllt wird, um die Hauptfarbe besonders hervorzuheben – vor allem, wenn er in räumlicher Nähe zur Hauptfarbe platziert wird. Denken wir einfach mal an das Grün des Stils und der Blätter bei einer roten Rose.

Doch es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, wie Du mit der Wirkung unterschiedlich dominanter Komplementärfarben beeindruckende Designs erstellen kannst. Wie das geht, zeige ich Dir jetzt.

01. Komplementärfarbe als Akzentfarbe

Da Komplementärfarben die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, eignen sie sich hervorragend, um in Designs und Kunstwerken Highlights zu setzen und den Blick des Betrachters zu lenken. Ganz gleich, ob es sich hierbei um CTAs wie Kontakt-Buttons, eine Warnung oder ein Detail in Deinem Bild handelt, das hervorgehoben werden soll.

Wie bei einer guten Geschichte, die einen Höhepunkt und einen Helden hat, wirkt auch das mit der komplementären Farbe hervorgehobene Element umso stärker, je weniger Highlights auf einen Blick zu sehen sind.

In Kunstwerken und Fotografien kannst Du das Hauptmotiv so richtig in Szene setzen, beispielsweise indem die Hauptperson ein rotes Kleid trägt und durch eine grüne Landschaft spaziert.

Im Corporate Design und Webdesign kannst Du die gezielte Verwendung der Farbe sicherstellen, indem Du die komplementäre Farbe Deiner Primärfarbe als Akzentfarbe definierst und einsetzt. So entstehen Logos und Webdesigns, die durch den dynamischen Komplementärkontrast aufgewertet werden und starke Farbpaletten schaffen, die gleichzeitig harmonisch und auffällig sind, wie hier z.B. bei einer der besten Websites – die Websites von orano.

Die besten Webseiten - Orano Group

02. Komplementärfarbe für Schattierungen

Beim Einsatz von Komplementärfarben denkt man daran oft nicht, doch die komplementäre Farbe eignet sich hervorragend, um Schattierungen auf subtile Weise zu verfeinern. Statt reine Schatten in Schwarz oder Grau zu verwenden, kannst Du einen Hauch der Komplementärfarbe hinzumischen.

Das Ergebnis ist für das Auge angenehmer, da die Farben harmonischer miteinander interagieren. Gleichzeitig verstärkt die Komplementärfarbe die Leuchtkraft der Vordergrundfarbe und sorgt für ein lebendiges, ausgewogenes Gesamtbild.

03. Mit Komplementärfarben Vorder- und Hintergründe bestimmen

Ein einprägsamer, aber nicht ganz einfacher Weg, Komplementärfarben in Deinem Design einzusetzen, ist die klare Trennung von Vorder- und Hintergrund. Hierbei nutzt Du die dominante Farbe für den Hintergrund, während Du die Komplementärfarbe z. B. für Überschriften oder Links im Vordergrund einsetzt.

Damit diese Kombination jedoch harmonisch wirkt, sollte die dominante Farbe für den Hintergrund deutlich aufgehellt oder abgedunkelt werden. Dadurch entsteht ein ruhiges Gesamtbild ohne visuelles Flimmern, während die Komplementärfarbe im Vordergrund gezielt Akzente setzt und Aufmerksamkeit erzeugt.

Wichtig ist hierbei, den Hell-Dunkel-Kontrast zu gewährleisten, um sicherzustellen, dass die Lesbarkeit immer gegeben ist. Eine zu geringe Helligkeitsdifferenz zwischen Vorder- und Hintergrund kann Texte schwer lesbar machen und die Nutzererfahrung beeinträchtigen. Das muss nicht sein. Mit Tools zur Barrierefreiheit kannst Du die optimalen Kontraste für Deine Designs finden und so harmonische sowie auffällige Layouts erstellen, die den Blick des Betrachters gezielt lenken und in Erinnerung bleiben.

Das klappt übrigens auch bei Bildern sehr gut, wie hier auf der Website von avocado, wo die Avocaco durch den milderen orangen Hintergrund die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Auch der CTA-Button profitiert von der Nähe zum Orange.

avocode.com Webdesign Trend für verschmelzung mit organischen Formen.

 

03. Visuelle Hierarchien mit Komplementärfarben schaffen

Eine weitere Möglichkeit mit unterschiedlich dominanten Komplementärfarben benutzerfreundliche Designs zu erstellen ist die Verwendung einer der beiden Komplementärfarben zur Klärung der Relevanz.

Nehmen wir an, Du hast eine App in der mehrere Buttons zu sehen sind. Alle Buttons haben die gleiche dominierende Farbe – bis auf einen, der in der Komplementärfarbe gestaltet ist. Dieser Button wird automatisch zum Blickfang, lenkt die Aufmerksamkeit auf sich und wird als wichtiger wahrgenommen. So entsteht eine klare visuelle Hierarchie, die gerade auch für UI-Design sehr wichtig ist und die Usability Deiner Website oder Web App deutlich erhöhen kann.

04. Komplementärfarbe für Statusanzeigen nutzen

In interaktiven Designs kannst Du Komplementärfarben zudem hervorragend dafür einsetzen, verschiedene Zustände auf Deiner Website oder in Deiner Web App klar und angenehm zu kennzeichnen.

Beispielsweise, indem sich ein Button oder Link beim Hovern oder Klicken in seine Komplementärfarbe umfärbt. Hierdurch schaffst Du einerseits einen starken visuellen Kontrast, der leicht wahrgenommen wird, und gibst Deinen Nutzern eine direkte Rückmeldung über den Status eines Elements. Andererseits gestaltest Du auf diese Weise einen optisch ansprechenden Farbwechsel, der als angenehm empfunden wird, da er die Ermüdung der Augen reduziert.

Der gezielte Einsatz von Komplementärfarben als Statusanzeige macht Deine Website damit nicht nur benutzerfreundlicher, sondern sorgt auch für ein modernes und dynamisches Design, das Nutzer gerne entdecken.

Passe die Intensität der Komplementärfarben an

Neben der unterschiedlichen Dominanz der Komplementärfarben gibt es noch eine weitere, subtilere Möglichkeit, der Konkurrenz der beiden Komplementärfarben entgegenzuwirken – die Reduzierung der Intensität.

Hierbei fügst Du Deinen Komplementärfarben ein wenig von der jeweils anderen Farbe hinzu. Technisch gesprochen senkst Du die Sättigung Deiner Farben. Im Vergleich zur Originalfarbe entsteht so ein Qualitätskontrast.

Auf diese Weise kannst Du unendlich viele Farbnuancen und Töne aus dieser Kombination erstellen, die sich niemals wirklich reiben und sich für harmonische Designs eignen.

Aber Achtung: Durch das Mischen mit der Komplementärfarbe verringerst Du auch automatisch den Komplementärkontrast. Das ist durchaus gewollt, aber Du solltest mit Bedacht vorgehen, da die Farben dadurch weniger aufmerksamkeitswirksam sind.

Tipps – hierauf solltest Du bei Komplementärfarben immer achten

Zum Schluss möchte ich Dir noch ein paar übergreifende Tipps mit an die Hand geben, um die Wirkung Deiner Komplementärfarben zu optimieren.

Farbpsychologie beachten

Farbpsychologie immer beachten

Jede Farbe hat ihre eigene Wirkung, die sich je nach Kontext und kombinierten Farben ändern kann. Da Komplementärfarben die Farbintensität und auch die Farbwirkung der jeweils komplementären Farben verstärken, lohnt es sich, die Wirkweise von Farben zu kennen und zu verstehen.

Auf diese Weise kannst Du komplementäre Farbpaare wählen, die zu Deinen Zielen passen und Deine gewünschte Aussage unterstreichen.

Alle Infos zur Farbpsychologie findest Du in unserem Artikel „Farbpsychologie – Farben im Marketing & Design gezielt nutzen“.

Stimmung berücksichtigen

Überlege Dir zunächst, welche Stimmung Du mit Deinen Designs oder Kunstwerken erzeugen möchtest. Da Komplementärfarben sehr ausdrucksstark sind, passen sie in voller Farbintensität nicht zu jeder gewünschten Stimmung.

Hier lohnt es sich, neben der Farbpsychologie auch mit der Farbintensität zu spielen, um stimmungsvollere Bilder und Designs zu erhalten, die dennoch eine gewisse Dynamik und Harmonie durch die komplementären Farben ausstrahlen. Teste am besten die verschiedenen Intensitäten in Rahmen von Moodboards aus.

Sparsame Verwendung

Achte immer darauf, Komplementärfarben sparsam zu verwenden, damit sie ihre volle Wirkung entfalten können und die Aufmerksamkeit auf das wirklich Wichtige lenken – ohne die Betrachter zu überfordern.

Eine Ausnahme hiervon kann der Einsatz von Komplementärfarben in der Kunst sein. So verwendete van Gogh z. B. den Simultankontrast von Komplementärfarben, um starke Emotionen oder intensive Spannungen zu vermitteln. So das Bild hier im typischen van Gogh Stil.

Komplementärfarben - Bild im Stil von van Gogh

Doch auch die Bilder von van Gogh wirken umso stärker, wenn sie für sich stehen dürfen und eine Ausnahme bilden.

Accessibilty Tests

Zu guter Letzt lohnt es sich, beim Einsatz von Komplementärfarben immer noch einen Accessibility-Test durchzuführen. Das ist nicht nur wichtig, wenn Du komplementäre Farben aufeinander verwendest und die Lesbarkeit gewährleisten möchtest, sondern auch, um zu prüfen, ob Dein Design für Menschen mit Farbsehschwächen wie einer Rot-Grün-Schwäche verständlich bleibt. Eine zugängliche Website sorgt für eine bessere Nutzererfahrung und erreicht ein breiteres Publikum.

Fazit Komplementärfarben

Der Einsatz von Komplementärfarben kann herausfordernd sein und erfordert ein wenig Übung, doch mit den hier beschriebenen Tipps kannst Du ihn gezielt einsetzen und herausragende Designs und Kunstwerke schaffen.

Dank ihres Komplementärkontrasts bringen sie Dynamik in Designs, sorgen für leuchtende Highlights und harmonische Farbwelten, die die Augen entspannen.

Kein Wunder, dass wir sie als Webdesign Agentur gerne und gezielt einsetzen. Sie eignen sich für stimmungsvolle Kunstwerke genauso gut wie für Webdesigns, die den Blick des Betrachters lenken wollen, oder auch für Marken, die auffallen und in Erinnerung bleiben möchten.

Schöne Beispiele für komplementäre Farbpaletten und Visuals findest Du unter anderem auch in den diesjährigen Farbpaletten Trends 2025 sowie unter den besten Farbkombinationen.

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